Nach einem Jahr Corona-Pause konnten die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe am 17.03.2022 wieder eine schöne Tradition fortsetzen und das Stadttheater Heidelberg besuchen. Auf dem Spielplan stand die Inszenierung von Erich Kästners Roman ‚Fabian‘.

Berlin 1931 – Nach seinem Studium in Heidelberg irrlichtert der Protagonist ‚Fabian‘ halbwegs erfolgreich als Werbetexter für eine Zigarettenfabrik durch das Leben der deutschen Großstadt im Umbruch. Es ist die Zeit nach der Weltwirtschaftskrise, in der konkurrierende Ideologien wie der Kommunismus oder der Nationalsozialismus einfache Perspektiven gegen Armut und für Fortschritt versprechen. Aber Fabian bleibt weitgehend unpolitisch und betäubt sich stattdessen mit seinem Freund Labude durch Alkohol, Drogen und Prostituierte in Bars und Bordellen.

Fabians orientierungsloses Leben scheint sich zu wenden, als er sich in seine Nachbarin verliebt, mit der er sich zum ersten Mal eine sinnvolle und gemeinsame Zukunft vorstellen kann. Doch statt zukünftigem Glück reihen sich nun Missgeschick an Missgeschick: Fabian verliert seine Arbeit, seine Freundin wird untreu, als sie einen neuen „Job mit Benefits“ annimmt, und schließlich nimmt sich auch noch Labude das Leben, nachdem dieser eine fälschliche Mitteilung durch einen neidischen Kollegen erhalten hat.

Die Handlung endet abrupt und lässt uns ratlos zurück: Auf dem Heimweg wird Fabian auf einer Brücke Zeuge eines Unglücks. Ein Junge ist in die Spree gefallen und droht zu ertrinken. Selbstlos und gleichzeitig kopflos springt Fabian zur Rettung in den Fluss. Der Junge überlebt zwar, aber Fabian ertrinkt: „Er konnte leider nicht schwimmen“ (Ende des Romans und des Schauspiels).

Kästners Roman thematisiert, wie schwierig eine optimistische und moralische Haltung in einer Zeit planloser Umbrüche geworden ist. Individuelle Träume und gute Absichten sind scheinbar machtlos gegenüber einer zunehmend komplexen und egoistischen Welt. Dieses Dilemma wurde auch durch das Stadttheater Heidelberg treffend in Szene gesetzt: Video-Close-Ups auf die Münder von Schauspieler*innen oder die wechselnden Installationen der Bühne waren zwar so unterhaltsam und aktuell wie neue Nachrichten auf WhatsApp oder Instagram. Aber sie trugen nichts zu irgendeiner Klarheit oder Orientierung bei. Doch bei all dieser Trostlosigkeit mag uns immerhin eines der vielen Zitate aus Kästners ‚Fabian‘ ermutigen: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“

Wir bedanken uns sehr für die unterhaltsame und bewegende Inszenierung sowie für die schauspielerische Leistung durch das Stadttheater Heidelberg. Vielen Dank auch an unsere Deutschlehrerin Sylvia Scherer für die langjährige Organisation der Theatertage.

PS