„Krass, bedrückend und bewegend“ gehörten zu den ersten Reaktionen der Schüler:innen des Berufskollegs über ihren Besuch der Ausstellung „Gegen das Vergessen“. Die Klassen BKP1/1 von Frau Vogel und BKP1/2 von Frau Boiteux trafen sich zu einem Online-Gespräch, an dem auch der Mannheimer Künstler und Fotograf Luigi Toscano selbst teilnahm. In diesem Schuljahr haben sie sich im Fach Gemeinschaftskunde intensiv und in Kleingruppen mit den persönlichen Schicksalen und Berichten von Überlebenden des Holocaust beschäftigt und auch an einem Workshop der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg teilgenommen.

Für sein künstlerisches Großprojekt, das in vielen Städten und vom 23. April bis 15. Mai auch auf dem Universitätsplatz Heidelberg ausgestellt war, führte Toscano lange Gespräche mit über 400 Überlebenden des Holocaust, zu denen Juden, Sinti und Roma, politisch Verfolgte und viele andere Opfer des Rassen- und Ideologiewahns der Nazis gehörten. Nach seinen Interviews über deren traumatische Erfahrungen portraitierte er die Zeitzeugen aus viele Ländern, besonders in Osteuropa und Israel, auf großen Foto-Leinwänden, und dokumentierte deren individuelle Geschichten.

An dem Online-Gespräch am 10.04.2021, das von Frau Boiteux moderiert wurde, nahmen neben den Schüler:innen und Luigi Toscano auch Esra Dural und Max Martin für das Bildungsprogramm „Gegen das Vergessen“ teil. Ebenfalls anwesend waren Katharina Kausche für die Stadtredaktion der Rhein-Neckar-Zeitung sowie unsere Schulleiterin Jutta Köhler. Sie betonte, wie wichtig die Beschäftigung mit der Nazi-Diktatur und die Vermittlung einer Kultur der Erinnerung und des Mitgefühls gerade an Schulen ist.

Als die Schüler:innen ihre Eindrücke nach dem Besuch der Ausstellung schilderten, wurde deutlich, dass sie gerade durch die persönlichen Geschichten der Betroffenen berührt wurden. Einige der Überlebenden waren in demselben Alter, verloren ihre Familien und Freunde, und wurden buchstäblich aus ihrer Jugend herausgerissen. Daneben betonten die Schüler:innen aber auch ihren Respekt und die Bewunderung für deren Stärke, nach dem Erlebten weiterzumachen und das Leben neu zu entdecken.

Der zweite Teil des Online-Gesprächs führte in die Gegenwart: Was können wir aus den Geschichten der Betroffenen lernen, um Diskriminierung heute und in der Zukunft zu verhindern? Zu den nachdenklichen Beiträgen der Schüler:innen gehörte besonders der Hinweis, dass Schulbücher zwar allgemeines Wissen vermitteln, aber eine persönliche Auseinandersetzung nicht ersetzen können. Mitgefühl und Aufmerksamkeit gegenüber Ausgrenzung und Rassismus beginnen schon bei kleinen, menschlichen Momenten. Luigi Toscano ergänzte diesen Appell mit den Worten einer Überlebenden, mit der er in der Ukraine gesprochen hatte: „Wir haben alle das gleiche Blut“.

Vielen Dank an alle für ihr Engagement „Gegen das Vergessen“! Vielen Dank auch an die Rhein-Neckar-Zeitung, die am 14.05.2021 über das Gespräch berichtet hat. Hier geht es zum Artikel.

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