Selten ist es möglich, mal eine Autorin einer Pflichtlektüre für das Abitur im Fach Deutsch (erhöhtes Niveau) zu hören. So ist es nicht verwunderlich, dass 28 Schülerinnen und Schüler, gemeinsam mit ihren Deutschlehrerinnen Frau Coseano und Frau Ahlswede, den Weg nach Bruchsal auf sich nahmen, um Katharina Hacker und ihrer Lesung zum Roman „Habenichtse“ beizuwohnen. Der Roman, welcher 2006 erschien und sofort den Deutschen Buchpreis erhielt, thematisiert Problemfelder der unmittelbarsten Gegenwart. Anhand der Geschichte eines jungen Paares und vor dem Hintergrund von 9/11 und des Irak-Kriegs wird der Frage nachgegangen, wie sehr doch das Weltgeschehen ins eigene Leben eingreift, wie sehr dabei die Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen oder mitzufühlen mit der Sehnsucht nach existentiellen Erfahrungen kollidiert.

Katharina Hacker begann die Lesung mit dem 25-minütigen Vorlesen von fünf prägnanten Stellen, welche die Charaktere und deren Gefühlswelt vorstellten. Anschließend nahm sie sich noch über eine Stunde Zeit, um die zahlreichen Fragen der Schülerinnen und Schülern zu beantworten. Fragen zu Inspiration, Bedeutung von Literatur, Interpretationsmöglichkeiten wurden schülernah und zum Teil sehr humorvoll beantwortet. Kritisch wurde aber auch der Titel beleuchtet, auch die Frage nach der Bedeutung von Gewalt in ihrem Werk wurde erörtert.

Zum Schmunzeln brachte Katharina Hacker die Anwesenden als es um Interpretationsmöglichkeiten ihres Romans ging. Auf die Frage zum Beispiel, inwiefern der Kneipenname „Würgeengel“ einer biblischen Deutung unterläge, so wie man es der Sekundärliteratur entnehmen könnte, antwortete Hacker leicht lächelnd, dass sei einfach der Name einer Lieblingskneipe in Berlin, in der sie sich immer zum Gin Tonic getroffen hätten. Auch für die nächsten Fragen, zum Beispiel welche biblische Bedeutung das Waschen der Füße Jakobs hätte oder ob das zunehmende Verschmutzen von Maes weißen Turnschuhen mit ihrer wachsenden Unsicherheit zu tun hätte, bedankte sie sich herzlich. Es seien tolle Fragen, denn an diese Zusammenhänge hätte sie nie gedacht.

Für Katharina Hacker ist ein Buch gut, wenn starke Bilder, eine poetische Sprache und ein sinnstiftender Gehalt vorhanden sind.  So kann man abschließend nur sagen: Frau Hacker, Sie haben einen guten Roman geschrieben!

Wir danken Katharina Hacker und den Organisatoren für den sehr gelungenen Vormittag.

AH